Auf Pfaden durch das Höllental

Vom Grünen Band mache ich einen Abstecher ins Höllental im Naturpark Frankenwald an der bayerisch-thüringischen Landesgrenze. Das Höllental ist ein knapp vier Kilometer langer Abschnitt zwischen Hölle (gehört zur Stadt Naila) und Blechschmidtenhammer (gehört zur Stadt Lichtenberg). Durch das Höllental fließt die Selbitz, die wenige Kilometer weiter bei Blankenstein in die Saale fließt. Bekannt ist das kohlensäurehaltige Mineralwasser „Höllensprudel“, das aus Brunnen im Höllental aus der Tiefe geholt wird.

 

 

Verabredet bin ich mit Alexandra Triebel, zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin im Naturpark Frankenwald. Sie hat weitere Gäste eingeladen, um den Felsenpfad im Höllental zu erläutern. Dieser Steig war einige Jahre gesperrt und ist erst seit Ende 2018 wieder geöffnet. „Jetzt ist er wieder touristentauglich“, so die Naturparkführerin zur Begrüßung. Und damit sind die Mitwanderer, die ihre Region gut kennen, gleich mitten in der Diskussion, ob eine Hängebrücke über das Höllental angemessen ist oder nicht. Der Hofer Kreistag hat nämlich nach jahrelangen Diskussionen Anfang Juni beschlossen, in der Region zwei Hängebrücken zu bauen – eine davon über das Höllental. Mit über einem Kilometer Länge wird sie die längste der Welt sein. „Die Hängebrücke wird ganz andere Touristen anlocken und die Idylle des Tals zerstören. Wanderer brauchen diese Brücke nicht“, ist sich die Gruppe einig. Sie halten es für sinnvoller, stattdessen die Höllentalbahn wieder in Betrieb zu nehmen. Die 1901 eröffnete Strecke verband bis 1945 den bayerischen Ort Marxgrün mit der thüringischen Stadt Blankenstein. Bis 1971 wurde die Schiene auf bayerischer Seite noch für den Güterverkehr ins Höllental genutzt. Sowohl Marxgrün als auch Blankenstein sind an das überregionale Schienennetz angeschlossen. Die Schienen liegen zwar nicht mehr, aber die Trassenführung ist noch vorhanden und die Brücken könnten saniert werden, argumentiert ein Verein, der sich für die Reaktivierung dieser alten Verbindung zwischen Bayern und Thüringen einsetzt.

 

Mittlerweile sind wir diskutierend auf steilen Pfaden und über Felstreppen auf dem Aussichtspunkt Drachenfels mit herrlichem Blick über das Höllental sowie nach Blankenstein und Blankenberg angekommen. Alexandra Triebel zeigt Pfingstnelken und Taubenkropf-Leimkraut. Danach gehen wir mit Handytaschenlampen ein paar Meter in einen ehemaligen Bergwerksstollen aus dem 18. Jahrhundert, in dem Eisenerz und Quarz abgebaut wurde.

 

Das außergewöhnliche am Höllental sind die Formationen des Vulkangesteins Diabas, das vor mehr als 350 Millionen Jahren entstanden ist. Unsere Naturführerin zeigt uns sogenannte Diabassäulen. Die sechs- bis achteckigen Säulen stammen von der Schlotfüllung eines ehemaligen Vulkans. Ursprünglich waren sie senkrecht, aber durch Gebirgsbildung liegen die Säulen hier im Höllental waagrecht übereinander.  Andere Felsen haben kissenförmige Ausbuchtungen – sogenannte  pillows. „Das ist ein Zeichen, dass die Vulkanausbrüche wie auf Hawaii am Meeresboden stattgefunden haben. Die Lava trat schubweise heraus und formte sich zu einzelnen abgerundete Massen – den Kissen.“

 

Alexandra Triebel zeigt uns noch viele Pflanzen und erzählt deren botanische Bedeutung. Wirklich neu ist für mich, dass rotlaubige Bäume wie Blutbuchen oder Bluthasel Launen der Natur oder sogar „Krankheiten“ sind. Sie zeigt uns Exemplare, die einzelne Äste mit roten Blättern haben. „Manchmal werden diese im Laufe des Sommers auch wieder grün“, schildert sie ihre Beobachtung.  Auch die ersten Pilze entdeckt sie und erläutert diese. Da ist zum Beispiel der essbare „Graue Scheidenstreifling“, der zur gleichen Gattung wie der giftige Knollenblätterpilze (Wulstlinge oder Amanita) gehört.

 

Zum Abschluss freuen wir uns an der 35 Meter hohen Fontäne, die am Wasserkraftwerk aus der Selbitz schießt. „Das gibt es nur in den Sommermonaten am Sonntag ab 14 Uhr für Touristen“, erläutert Alexandra Triebel. Es ist erst zwölf Uhr und wir freuen uns umso mehr. Und dann geht’s zurück ans Grüne Band.