Papaya, Maracuja, Sternfrucht, Jackfrucht, Bananen, Guaven, Kakao und viele andere exotischen Früchte wachsen klimaneutral in Deutschland und zwar im Tropenhaus in Kleintettau im Landkreis Kronach. Das riesige Gewächshaus mit einer Fläche von 3500 Quadratmetern wird mit Abwärme der benachbarten Glasindustrie geheizt. Im Tropenhaus oder Klein Eden, wie es auch genannt wird, wird geforscht, aber auch für den Verkauf produziert. Insgesamt wachsen über 200 verschiedene Pflanzenarten im Tropenhaus. Das interdisziplinäre Team aus Gärtnern und Wissenschaftlern erforscht, welche exotischen Früchte sich besonders gut für den Gewächshausanbau in Deutschland eignen, welche man wirtschaftlich anbauen kann und welche neuen Pflanzen, die bei deutschen Verbrauchern noch weitgehend unbekannt sind, Marktchancen haben.
Das Tropenhaus oder Klein Eden, wie es auch genannt wird, eröffnete 2014 als „Referenzprojekt für energieeffiziente Abwärmenutzung“. Projektleiter Ralf Schmitt kennt sich als Gärtnermeister mit exotischen Pflanzen aus. “Die Grundinformation über den Anbau und die Besonderheiten haben wir uns in den Herkunftsländern der Früchte und Gewürzpflanzen geholt. Der Rest haben wir hier ausprobiert.“ Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: „2017 wurden 1,5 Tonnen Papaya geerntet und regional verkauft.“ Was so viel klingt, ist laut Schmitt allerdings nur ein Promille des Bedarfes an Papaya in Bayern. Bananen werden pro Jahr 200 bis 250 Kilogramm geerntet, Maracuja, Sternfrucht und Karambole etwa in der gleichen Größenordnung. „Die ganze Anlage ist biozertifziert.“
„Die gesamte Ernte wird verkauft. Ein guter Abnehmer ist die Spitzengastronomie“, so Schmitt. Gute Erfolge habe man auch mit verarbeiteten Produkten wie beispielsweise Fruchtaufstriche, die ein regionaler Betrieb aus den Gewächshausfrüchten herstellt. Schwierig sei der Verkauf an Endverbraucher. Schmitt zeigt eine riesige gelbe Sternfrucht kurz vor der Ernte. „Diese ist viel größer als die Früchte im Handel. Der Geschmack ist einmalig, da sie hier richtig ausreifen kann.“ Diese Frucht wird für 25 Euro pro Kilogramm verkauft. Das mache bei einer Frucht dieser Größe etwa zehn Euro pro Frucht. Die Konsumenten seien aber in der Regel nicht bereit, diesen Preis zu zahlen. „Allerdings zahlen sie für die Frucht im Fruchtaufstrich noch viel mehr.“
Eine Marketinggesellschaft für Produkte für die fränkische Rennsteigregion vermarktet diese Fruchtaufstriche unter der Marke „Fei echt Frankenwald“. „Und das läuft hervorragend“, freut sich Schmitt, der gleichzeitig Geschäftsführer der Marketinggesellschaft ist.
Das Tropenhaus ist zu einem Besuchermagneten in Tettau geworden. Man kann durch das tropische Gewächshaus wie durch einen Regenwald spazieren. Es werden auch Reptilien gezeigt, die vom Aussterben bedroht sind. Zum Selbstverständnis des Tropenhauses gehört es, über Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Artenschutz, Bedeutung des Regenwaldes, Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und Klimaschutz etc. zu informieren. „Wir machen Umweltbildung für alle Altersgruppen“, so Schmitt. Tatsächlich drängeln sich Kindergarten- und Seniorengruppen gleichzeitig durch das Klein Eden von Tettau.
Schmitt hofft, dass es weitere Nachahmer in der Region und in Deutschland gibt. „Dass es möglich ist, beweisen wir tagtäglich.“ Er berichtet von ernsthaften Interessenten, mit denen man im Gespräch sei. Der Marketingexperte hat noch viele Ideen, wie so ein Tropenhaus aussehen könnte. Klein Eden sei für ihn nur der Anfang. Es müsste größer sein, um noch wirtschaftlicher anbauen zu können. Und es müsste noch viel mehr auf Erlebnis setzen. „Ein Tropenhaus könnte nach dem Vorbild der Erlebnisbauernhöfe organisiert sein“, beschreibt der Gärtner seine Visionen.