Ummerstadt ist mit 460 Einwohnern die kleinste Stadt Thüringens Es ist ein beschaulicher Ort mit liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern. Das gastronomische Angebot ist rar, Einkaufmöglichkeiten gibt es nicht. Das soll sich ändern. In der Stadtmitte, Markt 33, wurde gerade ein altes Fachwerkhaus nach Jahrzehnten des Leerstandes saniert. „Von hier sollen neue Impulse ausgehen, nicht nur für Ummerstadt, sondern für die ganze Region“, so Martina Rohner, Geschäftsstellenleiterin der Initiative Rodachtal e.V. mit Sitz in Ummerstadt am Markt 33.
„Netzwerken ist unser großes Thema“, erläutert Rohner. „Kommunen schließen sich zusammen, da sie heute allein nicht mehr viel bewegen. können.“ Zur „Initiative Rodachtal e.V.“ gehören mittlerweile elf Städte und Gemeinden aus Bayern und Thüringen sowie die Landkreise Coburg, Hildburghausen und Haßberge. Damit vertritt das Bündnis 50 000 Einwohner.
Ein Schwerpunkt der Initiative ist das Bauen und Sanieren im Bestand. Dafür gibt es das „Kompetenzzentrum Bauen im Rodachtal“, das ebenfalls in dem Vorzeige- und Demonstrationsobjekt Markt 33 beheimatet ist. Es soll für die historische Bausubstanz in den Dörfern und Städten sensibilisieren. Auch hier geht es um den Aufbau eines Netzwerkes rund um Bauen in der Region. „Es gibt Vorträge zu Baukultur, Seminare zu alten Bautechniken und wir vergeben alle zwei Jahre einen Baukulturpreis. Unsere Baulotsen in den Gemeinden vermitteln Bestandsimmobilien und unterstützen Bau- oder Umbauvorhaben“, zählt Rohner die lange Liste an Aufgaben auf.
Ein anderer Schwerpunkt der Initiative Rodachtal ist Tourismus. „Unser Ziel ist es, den Nahtourismus auszubauen und für Kurzurlauber attraktiv zu sein.“ Durch die Heilbäder in Bad Rodach und Bad Colberg sei die Gegend schon attraktiv, aber das wolle man noch ausbauen. Es werden Gästeführer ausgebildet und Wegewarte kümmern sich um das gut ausgebaute Wanderwegenetz .
Eine Besonderheit der Region ist die Brau- und Backkultur in den Dörfern. „Wir haben noch 49 Backhäuser und 17 Brauhäuser in unterschiedlichem Sanierungszustand in den Dörfern.“ Ziel ist es, zum einen die Bauwerke zu erhalten, aber es geht vor allem auch darum, diese alte Tradition des Dorflebens wiederzubeleben. „Mit den Brauhäusern gelingt das ganz gut“, so Rohner. „Brauen ist bei den jungen Leuten wieder in Mode und es gibt viele Engagierte in den Dörfern, die ein paar Mal im Jahr brauen. Das Bier ist dann nicht immer verfügbar, das macht es so interessant.“ Beim Backen sei es noch etwas schwieriger. „Aber wir hoffen auch hier auf eine Renaissance.“
Das Grüne Band ist ebenfalls ein wichtiges Thema, geht es doch mitten durch das Gebiet der Initiative Rodachtal und ist ein prägendes Merkmal dieser Region. „Auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze liegt Franken mit gleichen kulturellen Wurzeln, gleichem Dialekt und ähnlicher Baukultur. Somit verstehen wir uns als eine Region.“
Unterstützt und begleitet wird das Bündnis von einem Ingenieurbüro in Erfurt, das für die strategische Planung und das Regionalmanagement zuständig ist.
Weitere Themen, die Rohner bewegen, sind Förderung des Ehrenamtes und die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. „Das hier ist mein Traumjob“, sagt die gelernte Fachfrau für Marketing. „In einer Zeit, in der Grenzen hochgezogen werden, ist es um so wichtiger Grenzen abzubauen und das Miteinander in den Regionen wieder zu fördern.“
Und die Arbeit der Kommunen scheint Früchte zu tragen: Direkt gegenüber der Geschäftsstelle und dem Kompetenzzentrum Bauen plant ein junger Koch in der ehemaligen Rathausgaststätte eine neue Gastronomie. „Und eins zieht das andere oft nach“, lehrt die Erfahrung. „Das beobachten wir auch in den Dörfern.“