Seine Führungen am Grünen Band beginnt der Natur- Landschaftsführer Ralph Georgi oft im Skulpturenpark „Deutsche Einheit“ auf dem einstigen Todesstreifen am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg. „Hier kann ich über die Kunstwerke mit den Menschen ins Gespräch kommen“, so Georgi. Es sei wichtig zu begreifen, was Deutschland ausmache. „Da bietet der Skulpturenpark viele Anregungen für Diskussionen.“ Große Symbolik hat für Georgi die „Goldene Brücke“, die sich über die ehemalige Grenze spannt. „Für mich ist es ein Brückenschlag direkt auf der Grenze.“ Georgi lässt bei seinen Führungen die eine Hälfte der Teilnehmer in Bayern stehen, die andere in Thüringen. Dazwischen spannt er ein Seil – als Zeichen der Teilung. Dann zieht er es weg – als Zeichen der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung. „Jetzt sind wir eins“, kommentiert Georgi, „und müssen zusammen klar kommen und eventuelle Gräben überwinden.“
Die Goldene Brücke ist das erste Kunstwerk, das 1996 errichtet wurde. Der Aktionskünstler Herbert Fell, mit Künstlernamen Jimmy Fell, ging davon aus, dass die Brücke langsam verfällt und dies als Zeichen der steten Annäherung von Ost und West gesehen werden kann. Doch die Brücke steht noch. Auch das „Feld der Fahnen“, das Schulklassen aus Bayern und Thüringen gestaltet haben, hat für Georgi hohe Symbolkraft. „Es ist bunt so wie die Menschen und Völker der Erde. Manche stehen schief. Aber auch im Leben kommt man mal ins Straucheln.“ Der Skulpturenpark entwickelt sich ständig weiter und thematisiert Deutsche Teilung, Umbruch und Wiedervereinigung.
An diesem ehemaligen Grenzübergang wurde nicht nur deutsch-deutsche Geschichte geschrieben. Durch die erhöhte Lage mit Rund-um-Blick nach Thüringen und Bayern war es schon immer eine strategisch wichtige Stelle. „Hier befand sich eine alte Schanzenanlage. Sie war Bestandteil der alten Landwehr zwischen würzburgischem und hennebergischem Gebiet.“ Georgi weist auf den maroden DDR-Wachturm mitten auf dem Gelände der ehemaligen mittelalterlichen Befestigungsanlage hin. Ein paar Meter weiter Richtung Thüringen sieht man einen unvollendeter Backsteinbau. „Hier sollte ein Bürogebäude für Mitarbeiter der Passkontrollen, Grenztruppen und des Zolls entstehen“, weiß Georgi. „Aufgrund der friedlichen Revolution erübrigte sich das. Heute sucht man einen Nutzer für dieses Ensemble.“ Auf bayerischer Seite im Wald sind Teile der alten Grenzanlagen in einem Freilandmuseum wieder aufgebaut worden. Man sieht alte Grenzzäune, schwere Schranken und Tore sowie Grenzpfosten und eine KFZ-Sperre.
Georgi möchte die ehemalige Grenze erlebbar machen. „Die Grenzanlagen sind fast komplett verschwunden und auch der Kolonnenweg fehlt teilweise, so dass die Menschen sich das gar nicht mehr vorstellen können. “Die Kombination aus Geschichte und Natur, ist es, was den 52-jährigen Holztechniker an der Arbeit am Grünen Band reizt. Er hat sich bei der Stiftung Naturschutz Thüringen als Gebietsbetreuer für etwa 100 Kilometer Grünes Band im Bereich Rhön von Irmelshausen bis Birx beworben. Diese Vollzeitstelle ist im Zusammenhang mit dem Status „Nationales Naturmoment“, den das gesamte Grüne Band Thüringen auf einer Länge von 763 Kilometern seit 2018 hat, ausgeschrieben worden. „Das wäre meine Traumstelle.“ Zu den Aufgaben würde dann unter anderem gehören: Pflege der Kulturlandschaft Grünes Band sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu seinen Aufgaben würde es auch gehören, rund um das Grüne Band sanften Tourismus zu entwickeln. „Ich halte es sehr wichtig, dass das Grüne Band touristisch erschlossen wird“, so Georgi. „Die Menschen werden nur schützen, was sie kennen. Deshalb muss man das Grüne Band erklären und auch zugänglich machen.“
Einen weiteren Bericht über Ralph Georgi gibt es unter:
www.30-jahre-gruenes-band.de/2019/06/20/zwei-schulfreunde-erreichen-die-ostsee