„Das ist unser mediterraner Garten auf der Gobert“, zeigt Ingrid Werres, zuständig für Liegenschafts- und Projektmanagement bei der Stiftung Naturschutz Thüringen, einen besonders schönen Abschnitt und gleichzeitig ein besonders wertvolles Biotop des Grünen Bandes. Die Gobert ist ein fünf Kilometer langes Hochplateau aus Muschelkalk auf etwa 500 Metern Höhe nördlich von Eschwege, über das die innerdeutsche Grenze verlief. Im August blühen Wildkräuter in allen Lila-Tönen und verbreiten anregende Düfte. Insekten schwirren zahlreich von Blüte zu Blüte, Schmetterlinge lassen sich entspannt auf den Pflanzen nieder.
Die Stiftung Naturschutz besitzt mit 2600 Hektar etwa 44 Prozent der Flächen, die im Grünen Band Thüringen liegen. „Wir sind aber seit Ende 2018 als Träger des Nationalen Naturmonuments Grünes Band für das ganze Grüne Band Thüringen auf einer Länge von 763 Kilometer Länge verantwortlich“, so Werres. „Unsere Aufgabe ist es, das gesamte Grüne Band Thüringen zu entwickeln, auch da wo wir keine eigenen Flächen haben“, beschreibt die Diplom Landschaftspflegerin die Aufgaben. „Langfristiges Ziel ist es, dass im Grünen Band durchgängig artenreiche, strukturreiche Lebensräume entstehen.“ So sollen Ackerflächen zum Beispiel in extensiv genutztes Grünland umgewandelt werden. Laut Werres gibt es auch Abschnitte, bei denen es sinnvoller ist, dass dort Mischwald wächst. Zur Beweidung des extensiven Grünlandes hat die Stiftung Verträge mit Landwirten, die die Flächen von Ziegen, Schafen oder Rindern beweiden lassen.
Die Flächen hat die Stiftung 2010 vom Bund übertragen bekommen, allerdings mit zwei Auflagen: Das Grüne Band soll zum einen als Biotopverbund im Sinne des Naturschutz entwickelt werden und als geschichtliches Mahnmal erhalten bleiben. Durch die Ausweisung des Grünen Bandes Thüringen als Nationales Naturmonument wurde die Gleichrangigkeit von „Naturschutz und Erinnerungskultur“ noch einmal betont, erklärt Werres.
Sie wird konkreter: „Ziel ist es, das Grüne Band offen zu halten. Wenn wir hier nichts machen, entsteht in kurzer Zeit Gebüsch und dann Wald. Es gibt aber viele Pflanzen und Tiere, die Licht und ein offenes Biotop brauchen.“ Und dafür ist die Gobert ein gutes Beispiel. Auf den mageren Muschelkalkböden wachsen Wildkräuter wie Thymian und Oregano und im Frühjahr viele Orchideenarten. Damit dies aber so bleibt, muss die Fläche regelmäßig entbuscht werden und an manchen Stellen sogar abgeholzt werden. „Das ist Menschen oft schwer zu vermitteln“, weiß Werres. „Immer wieder geht es darum, zu erklären, dass wir diese Kulturlandschaft als Offenlandbiotop erhalten wollen.“ Zu den Aufgaben gehört es auch, die Wegeführung zu managen um das Grüne Band erlebbar zu halten. In wenigen Fällen, zum Beispiel, wenn ein Weg durch einen Orchideenstandort führt, muss dieser im Sinne des Naturschutzes auch mal verlegt werden.
Eine weitere wichtige Aufgabe der Stiftung ist das Flächenmanagement mit dem Ziel, das Grüne Band durchgehend zu entwickeln. „Das geschieht in erster Linie durch Tausch von Flächen.“ Dazu seien viele Diskussionen und Kompromisse notwendig. „Wir besitzen mehrere hundert Hektar Flächen außerhalb des Grünen Bandes, aber in unmittelbarer Nähe“, so Werres. Wir arbeiten mit Kommunen, Regionalplanern, Landwirten, Flächeneigentümern, Waldbesitzern usw. zusammen und versuchen, einen Weg zu finden, dass die Flächen im Grünen Band durch Tausch in unser Eigentum übergehen. „Das beruht aber immer auf Freiwilligkeit“, betont Werres. „Und es bedarf immer der Zustimmung des Eigentümers“, beschreibt sie den langwierigen Prozess. Werres stellt klar, dass es keine Enteignungen im Grünen Band geben wird. „Das ist auch in dem Gesetz zum Nationalen Naturmonument eindeutig festgehalten.“ Allerdings sei es gesetzlich verboten, Grünflächen im Grünen Band in Ackerflächen umzuwandeln.
Im Gesetz zum Nationalen Naturmonument heißt es auch, dass das Grüne Band erlebbar gemacht werden soll. Dazu gehört es, auch mit den Grenzlandmuseen zusammenzuarbeiten, um den Aspekt der Erinnerungskultur gerecht zu werden. Es gehört aber auch laut Werres dazu, den Tourismus am Grünen Band zu fördern. Eine wichtige Aufgabe können hier die regionalen Gebietsbetreuer übernehmen, die die Stiftung einstellen möchte. Sie sollen nicht nur Pflegemaßnahmen übernehmen, sondern auch im Bereich Besucherbetreuung, Umweltbildung und naturtouristischer Infrastruktur arbeiten.