Während in vielen Orten Freibäder geschlossen werden oder mit der Finanzierung kämpfen, wird das Naturbad in Walbeck im Landkreis Börde am Osthang des Lappwaldes, nicht einmal einen Kilometer von der ehemaligen Grenze entfernt, jedes Jahr schöner. Kassenhäuschen oder Öffnungszeiten sucht man vergeblich. Das Bad ist immer geöffnet und kostet auch keinen Eintritt. Möglich ist das nur, weil viele Menschen aus Walbeck und Umgebung sich für die Badeanstalt engagieren. Hermann Mally ist der gute Geist der Anlage. Seit bald 40 Jahren kümmert sich der 79-Jährige um das Schwimmbad. Zu DDR-Zeiten wurde er von der Gemeinde damit beauftragt und auch bezahlt. Regelmäßig legte er die Prüfung zum Rettungsschwimmer ab. „Die ganze Familie half damals“, erinnert sich Mally. Heute gibt es keinen offiziellen Bademeister mehr, das heißt Baden ist auf eigene Gefahr. Aber die Walbecker und die Menschen aus den umliegenden Dörfern lieben das Schwimmbad im Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes.“ „Im Sommer an heißen Tagen ist die Liegewiese hier voll“, zeigt Mally auf das etwa 5000 Quadratmeter große Gelände. Die Menschen kommen aus den umliegenden Dörfern, selbst aus Helmstedt.
Das Wasser für das Naturbad stammt direkt aus dem Lappwald, aus dem kleinen Bach Riole. Mally zeigt das Wehr hinter dem Schwimmbad. Von hier aus wird das Wasser in das Naturbad geleitet. Als Naturschutzmaßnahme wurde neben dem Wehr eine Fischtreppe gebaut, damit Forellen und Elritzen sich in dem glasklaren Bach frei bewegen können. „In zwei Tagen ist das Becken im Frühjahr voll“, erklärt Mally. In der Regel ist von April bis Oktober Badesaison in Walbeck. „Es gibt oft einen Wettstreit, wer als erstes im Wasser ist“, schmunzelt Mally. Vorher heißt es aber für die Wallbecker „Frühjahrsputz im Schwimmbad“. Da werden die Wände mit einem Hochdruckreiniger gereinigt und der Winterdreck aus dem Becken geholt.
„Es beteiligen sich jedes Jahr so viele Menschen“, freut sich Mally. „Auch die Jugendlichen aus dem Dorf sind bei den Arbeitseinsätzen dabei.“ Deshalb gäbe es überhaupt keine Probleme mit Vandalismus. Das begeistert auch Jörn Schenk aus dem sechs Kilometer entfernten Beendorf. Er gehört zu den fleißigen Helfern und regelmäßigen Schwimmern. Er weiß, dass die Jugendlichen das Gelände auch mal zum Feiern nutzten. „Ich bin erstaunt, dass hier nichts passiert. Es ist immer alles tipptopp“, so Schenk. „Das hängt mit der Integration der Jugendlichen zusammen“, erklärt er das Erfolgsrezept.
Mally zeigt auf das Sanitärgebäude mit neuem Dach und neuem Anstrich. „Das Material bekamen wir als Spenden, die Arbeit haben Leute aus dem Dorf gemacht“, erzählt er stolz. Jetzt im Oktober ist das Schwimmbad bereits winterfest gemacht, das heißt das Wasser ist aus dem 25 mal 50 Meter Becken ist rausgelassen. Mally zeigt auf die gepflasterten schrägen Wände. „Auch das haben wir alles in Eigenleistung erneuert. Die alten Betonwände waren kaputt. Sieben Jahre hat es gedauert, bis die Wände komplett überarbeitet waren.“ Auch wenn die Badesaison vorbei ist, schauen die Walbecker gelegentlich bei ihrem Schwimmbad vorbei. So die neunjährige Leona aus Weferlingen. Sie besucht regelmäßig die Oma in Walbeck und zählt zu den Stammgästen der Badeanstalt.
Monatlich werden Wasserproben gezogen. „Beanstandungen gab es noch nie“, so Mally. „Das Wasser reinigt sich selbst.“ Zum einen gibt es einen Überlauf, so dass Dreck abfließen kann, zum anderen liegt Kalksplitt auf dem Boden und es kommt ständig frisches Wasser aus der Riole hinzu. Auch das Außengelände ist in Schuss. Mally zeigt auf eine neue Buchenhecke und zahlreiche Büsche, die gepflanzt wurden. „Im Sommer stehen Gießkannen bereit und die Badegäste gießen die Pflanzen ohne Aufforderung.“ Sitzgruppen und ein kleiner Spielplatz erhöhen die Aufenthaltsqualität.Ein Volleyballfeld mit feinem weißen Quarzsand lädt zum Spielen ein. „Wir haben hier jedes Jahr ein Beachvolleyballturnier mit mehreren Mannschaften“, so Mally. Gefeiert wird überhaupt gerne in Walbeck. „In diesem Jahr haben wir unser 80-jähriges Bestehen mit einem großen Neptunfest gefeiert“, erzählt Mally mit Blick auf das Schild mit der Jahreszahl 1939. Allerdings zeigt er dann Fotos der Badeanstalt von 1935. „Das heißt, das Bad ist wohl noch älter.“ Aber das Jubiläumsfest war trotzdem gelungen.