„Es ist ein Museum zum Anfassen“, wirbt Museumsleiterin Dr. Ulrike Wendt-Sellin für die Ausstellung in der Burg Brome. Es gibt kaum Vitrinen, dafür kann man neben anderen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten vergangener Tage eine riesige historische Wäschemangel ausprobieren. Dabei wird eine Holzkiste mit schweren Feldsteinen, die auf Holzrollen lagert, auf der Wäsche, die glatt werden soll, hin- und hergerollt. In der Küche können große und kleine Besucher verschiedene Mausefallen testen oder alte Kochstellen genauer untersuchen.
Brome liegt in der Südheide im Landkreis Gifhorn im Nordosten von Niedersachsen und ragt wie ein Sporn nach Sachsen-Anhalt hinein. „Für die wenigsten Menschen ist das Museum der eigentliche Anlass, nach Brome zu kommen“, gibt Dr. Florian Westphal, verantwortlich für die vier Museum im Landkreis Gifhorn, zu. Die mittelalterliche Burg sei im Moment eher ein Ausflugsziel für Menschen aus der Umgebung. „Wir haben noch viel Potenzial, die touristischen Möglichkeiten zu vermarkten.“ Mit dem Café in der Burg, der interaktiven Ausstellung und der einzigartigen Natur des nahen Drömlings – seit diesem Jahr Biosphärenreservat – könne man auch Menschen aus Braunschweig oder Magdeburg nach Brome locken, ist Westphal überzeugt. Auch für Touristen, die das Grüne Band per Fahrrad oder zu Fuß entdecken, sei die Burg mit seinem Museum interessant. Allerdings brauche es dafür ein Tourismus- und Marketingkonzept, das über die direkte Umgebung hinausstrahlt.
Die Burg ist seit 2001 im Besitz des Fleckens Brome. Eine gemeinnützige Gesellschaft des Landkreises Gifhorn betreibt das Museum. Westphal betont, dass es vor allem dem engagierten Museums- und Heimatverein Brome zu verdanken sei, dass die Burg vor dem Verfall gerettet werden konnte. Auch die Gründung des Museums Ende der 70er Jahre geht auf den Verein zurück. Von 2009 bis 2014 wurde die mittelalterliche Burg saniert und die Ausstellung komplett überarbeitet und modernisiert.
„Die Burg ist das kulturelle Zentrum für Brome und die nähere Umgebung“, so Wendt-Sellin. „Einen großen Teil unseres Publikums bekommen wir über kulturelle Veranstaltungen, die teilweise mitten im Museum stattfinden.“ Die beiden Museumsfachleute sind sich einig, dass man das Flair der ehemaligen Wasserburg noch viel mehr nutzen könnte. Dabei gibt es schon ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm von Vogelhäuserbauen über Bierbrauen und Weben bis hin zu Schmieden. Regelmäßig gibt es Konzerte und Vorträge auf der gläsernen Bühne über den Resten der alten Brauerei zwischen Webstühlen und Spinnrädern. Zweimal im Jahr erwacht das Museum und wird lebendig. Erfahrene Handwerker wie Schuster, Seiler, Mollenhauer, Böttcher, Drechsler oder Schmiede zeigen in den Werkstätten des Museums an den historischen Exponaten wie Handwerk ohne Strom funktionierte. Wendt-Sellin schwärmt von den Blechkuchen und den Buchweizenpfannkuchen, die an diesen Tagen in der Museumsküche für die Besucher gebacken werden.
„Für das lebendige Museum brauchen wir Menschen, die das Handwerk beherrschen“, erklärt Westphal. „Doch das alte Handwerk stirbt aus. Von daher wird es schwieriger, diese Menschen in Zukunft zu finden.“ Allerdings gäbe es im Archiv des Museums umfangreiche Schriften, die die Arbeiten der alten Handwerke Schritt für Schritt erklären, ergänzt Wendt-Sellin. „Das Wissen ist also vorhanden, so dass sich Interessierte die Techniken und Fertigkeiten vielleicht aneignen könnten.“