Idyllisch liegt der kleine Ort Waddekath in der Altmark in Sachsen-Anhalt direkt am Grünen Band nahe der niedersächsischen Stadt Wittingen am Rande der Lüneburger Heide. Ein Salzstock bei dem kleinen Dorf gilt als möglicher Standort für ein Atommüllendlager. „Das wissen wir seit den 1990er Jahren“, so Dorit Nieber, Einwohnerin von Waddekath und Ratsmitglied in Diesdorf. Sie erzählt von mehreren Demonstrationen und Protestveranstaltungen zwischen 1994 und 1996. Damals war Waddekath einer von vier Standorten in Deutschland, die man als Atomendlager im Visier hatte.
Für Nieber ist klar: „Das Atommüllendlager darf nicht nach Waddekath kommen.“ Ein unterirdisches Endlager sei nicht sicher. „Der Müll strahlt eine Million Jahre. Kein Wissenschaftler kann garantieren, dass kein Wasser in den Salzstock eintritt oder dass es keine Risse durch tektonische Bewegungen geben kann“, argumentiert sie. Nach 1996 war das Thema laut Nieber nicht mehr so präsent. Die Bürgerinitiative gegen das Endlager löste sich auf. „Seit 2011, als eine neue Standortsuche beschlossen wurde, ist Waddekath als möglicher Standort für ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll wieder präsent.“ Nieber kritisiert, dass die Informationen sehr spärlich fließen und das Verfahren überhaupt nicht transparent sei. Sie vermutet, dass man damit den Protest in der Region gering halten möchte. Sie hat sich allerdings mit dem Thema und dem sogenannten Standortauswahlgesetz von 2013 befasst. Danach sollen im Moment keine Untersuchungen gemacht werden, sondern die alten Gutachten noch einmal unter die Lupe genommen werden. Laut Nieber soll 2031 feststehen, wo das Atommüllendlager in Deutschland sein soll. „Es hat 40 Jahre gedauert, um festzustellen, dass Gorleben nicht geeignet sei und dies soll in elf Jahren entschieden werden“, empört sich Nieber. Es gäbe zwar eine Initiative im Dorf, die den Protest organisiert. Aber der kleine Ort ist überaltert und die Region dünn besiedelt, so dass es schwer für die Dorfgemeinschaft sei, eine Protestbewegung aufzubauen. „Die einen sagen, dass sie es nicht mehr erleben würden und die Jüngeren sind beruflich gefordert, so dass sie nicht genug Zeit hätten“, begründet Nieber, dass sich der Protest auf wenigen Schultern verteilt. Mit der Anti-Atomkraft-Bewegung, die seit Jahrzehnten in Gorleben im benachbarten Wendland aktiv ist, habe man sich noch nicht vernetzt, so Nieber. „Ich möchte aber Kontakt aufnehmen.“ Nieber befürchtet, dass man sich im Zweifel für Waddekath entscheiden würde, „da wir zu den abgehängten Regionen zählen.“ Teile der Flächen, unter denen sich der 7,5 Kilometer lange und 2,2 Kilometer breite Salzstock befindet, gehören den Landesforsten. „Auch das spräche für Waddekath.“ Das Motto für die Altmark „Grüne Wiese mit Zukunft“ haben die Organisatoren des Protestes schon geändert: „Grüne Wiese mit Strahlung“.
Am 13. November um19 Uhr veranstaltet die Dorfgemeinschaft eine Info-Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Höddelsen. „Wir wollen die Leute wachrütteln, damit sie verstehen, dass Waddekath immer noch im Gespräch ist“, so Dorit Nieber. Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“, wird anwesend sein.